Grösster Sammler von
LPs - 8 Millionen Schallplatten!
Der Bus-König (José Roberto "Zero" Alves Freitas) aus Brasilien im Sammelfieber
8 Millionen Schallplatten!
Zero Freitas' Begeisterung wurde bereits in seiner Kindheit geweckt. Er war fünf Jahre alt, als sein Vater ein Hifi-Stereo-System mit 200 Alben kaufte, wie er der "New York Times" in einem sehr lesen werten Beitrag erzählt. Seitdem konnte er sich ein Leben ohne Musik nicht mehr vorstellen. Während andere Teenager ihr Geld für Essen oder Klamotten ausgaben, kaufte er sich im Dezember 1964 seine erste Schallplatte: "Roberto Carlos Sings to the Children". Die Sammelleidenschaft war geweckt. Als er die High School beendete, besaß er bereits 3000 Platten.
Nach dem College, die Sammlung zählte 30.000 Platten, übernahm er das Familiengeschäft, eine private Buslinie in São Paulo. Er war ein geschickte Geschäftsmann, zehn Jahre später expandierte die Firma und machte Freitas zu einem reichen Mann. Kurz darauf trennte er sich von seiner Frau - und sein Kaufrausch kannte kein Halten mehr. Freitas kaufte alles, was er kriegen konnte. "Vielleicht war es, weil ich alleine war", sagte er im Gespräch mit der "New York Times". "Ich weiß es nicht. Ich mache seit 40 Jahren eine Therapie, um mir das selbst zu erklären."
Mittlerweile beschäftigt Freitas ein ganzes Team von Scouts, die immer neue Platten für ihn entdecken. Ein Mitarbeiter aus Havanna schickte ihm beispielsweise knapp 100.000 kubanische Alben - vermutlich alle, die jemals dort aufgenommen wurden, schätzt Freitas. Seine Angestellten scherzten, die karibische Insel rage seitdem wenige Zentimeter mehr aus dem Meer hinaus, weil tonnenweise Platten weggeschifft wurden.
Acht Sattelschlepper voller Platten
Freitas' Sammlung zählt mittlerweile mehrere Millionen Platten, die er in einer 2300-Quadratmeter-Lagerhalle hinter seinem Büro archiviert. Wie viele genau es sind, weiß er nicht. Er beschäftigt ein Dutzend Mitarbeiter, die versuchen, Ordnung in das Plattenchaos zu bringen. Sie tragen alle Schallplatten in eine Datenbank ein, reinigen sie oder fotografieren die Cover. 500 Platten schaffen sie am Tag - eine Sisyphusarbeit, denn Freitas kauft schneller neue Platten, als die alten katalogisiert werden. Allein zwischen Juni und November vergangenen Jahres wurden mehr als ein Dutzend Frachtcontainer angeliefert, jeder beinhaltete mehr als 100.000 Platten.
Ein besonders bemerkenswerter Deal gelang ihm im vergangenen Herbst: Paul Mawhinney, ein Geschäftsmann aus Pittsburgh, sammelte in 40 Jahren mehr als drei Millionen Schallplatten - vor wenigen Jahren war es die größte Sammlung der Welt. Vor allem Exemplare, die längst vergessen sind, hatten es ihm angetan. Eines Tages entdeckte er eine von Freitas' Anzeigen im "Billboard Magazine": "Wir kaufen jede Plattensammlung. Egal welcher Musikstil. Und wir zahlen MEHR als jeder andere." Mawhinney ging auf das Angebot ein. Kurz darauf standen acht Sattelschlepper vor seiner Tür, jeder knapp 17 Meter lang, und sein Lebenswerk wurde nach Brasilien transportiert.
"Was bringt es, viele Dinge zu besitzen?"
Doch was will Freitas mit all diesen Platten? Diese Frage stellt sich der Geschäftsmann selbst immer häufiger. Er überlegt nun, ein öffentlich zugängliches Archiv mit Anhörstationen zu errichten. "Was bringt es, so viele Dinge zu besitzen, wenn man nichts damit anfangen kann und niemanden hat, mit dem man es teilen kann?"
Außerdem will er einige seiner Platten digitalisieren. Denn während der Großteil der amerikanischen und britischen Musik längst digital verfügbar sei, schätzt Freitas, dass 80 Prozent der brasilianischen oder kubanischen Musik nur auf Vinyl existiere. "Es ist sehr wichtig, diese Musik zu erhalten."
Seine erste Platte von Roberto Carlos von 1964 hat Freitas immer noch, über die Jahre erwarb er noch 1793 weitere Kopien von Carlos-Platten, schreibt die "New York Times". Der brasilianische Musiker mit Hang zu schnulzigen Liebesliedern wird immer einen großen Platz in seiner Sammlung haben - und in seinem Herzen.
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